Deflation

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Was ist Deflation?

Als Deflation wird ein allgemeiner Rückgang der Preise verstanden. Dieser Rückgang betrifft sowohl Waren, wie auch Dienstleistungen. Während einer Deflation steigt daher die Kaufkraft einer Währung im Laufe der Zeit. Die Deflation wird meist mit einem Rückgang des Geld- und Kreditangebots in der Wirtschaft in Verbindung gebracht. Es ist aber auch möglich, dass die Preise aufgrund von Produktivitätssteigerungen und technologischen Neuerungen sinken. Eine Deflation betrifft nicht immer alle Branchen. Es kann auch sein, dass Teildeflationen auftreten.


Während einer Deflation sinken die nominalen Kosten für Kapital, Waren, Dienstleistungen und Arbeit, obwohl die relativen Preise gleich bleiben. Der Verbraucher profitiert kurzfristig von einer Deflation, da der Verbraucher von einem gleichen Nominaleinkommen mehr kaufen kann. Die sinkenden Preise wirken sich aber negativ auf viele andere Bereiche und Sektoren aus. Die Nachteile beziehen sich insbesondere auf den Finanzbereich. Kreditnehmer zum Beispiel müssen ihren Kredit mit Geld zurückzahlen, mit welchem sie aktuell mehr kaufen könnten, als mit dem zu Beginn geliehenen Geld. Daher steigen die Kreditraten indirekt an. Da die Deflation die reale Schuldenlast ansteigen lässt, leidet der Staat auch unter einer Deflation.

Grundsätzlich gibt es die Preisdeflation und die Geldmengendeflation. Die gefährlichere Deflation ist die Geldmengendeflation. Bei Letzterer ist zu wenig Geld in der Wirtschaft im Umlauf. Die Auswirkungen dieser Deflation sind hoch. Mit weniger Geld im Umlauf wird langfristig auch weniger investiert und konsumiert. Dies wirkt sich dann auf die Produktion aus, d. h. es wird weniger produziert. Wenn ein Unternehmen weniger produziert, wird das Unternehmen vermutlich Mitarbeiter entlassen und Löhne kürzen. Der Staat erhält dadurch weniger Geld in Form von Steuern, zudem werden diese Personen wiederum weniger konsumieren und können eventuell ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Eine Deflation kann sich also zu einer Negativspirale entwickeln.


In der Schweiz wächst die Geldmenge immer weiter an, was in der nachfolgenden Abbildung dargestellt ist. Die Geldmenge M1 beinhaltet den Bargeldumlauf, die Sichteinlagen und die Einlagen auf Transaktionskonten. Die Geldmenge M2 beinhaltet zusätzlich noch Spareinlagen, während in der Geldmenge M3 zudem Termineinlagen enthalten sind.


Unter der Preisdeflation versteht man den Rückgang der Verbraucherpreise. Ökonomen argumentieren, dass sich Verbraucher bei fallenden Preise in ihrem Konsum einschränken, da die Güter mit der Zeit billiger werden. Dieser Effekt ist aber nicht immer zu beobachten und hängt von weiteren Faktoren ab. Insgesamt ist die Deflation eine positive Botschaft für eine Volkswirtschaft, wenn sie durch Innovation mit Vollbeschäftigung entsteht. Allerdings kommt diese Form von Deflation nur sehr selten vor und vor allem betrifft dies oftmals auch nicht alle Sektoren gleichermassen.

Geldmengen M1, M2, und M3 in der Schweiz

Abbildung der Geldmenge M1, M2 und M2 in der Schweiz von 1984 bis 2021. M1 ist von CHF Mio 95'432 auf CHF 771'106 gestiegen. M2 ist von CHF 205'928 auf CHF 1'095'175 gestiegen. M3 ist von CHF Mio. 252'995 auf CHF Mio. 1'161'307 gestiegen.

Eigene Darstellung, Quelle der Daten: SNB, 27. Januar 2022

Gründe für eine Deflation

Im Allgemeinen besteht Deflation, wenn folgende Umstände eintreffen:


Deflationsgefahr =

sinkendes Wirtschaftswachstum

+ sinkende Inflationsrate

+ sinkende langfristige Zinsen


In der Regel wird eine monetäre Deflation durch die Verringerung des Angebots an Geld oder in Geld einlösbare, liquide Finanzinstrumente verursacht. Zentralbanken können das Geldangebot beeinflussen. Wenn das Angebot an Geld und Krediten sinkt, und die Wirtschaftsleistung konstant bleibt, sinken die Preise für alle Waren. Deflation tritt zum Beispiel oft nach einer Periode auf, in welcher die Geldmenge künstlich ausgeweitet wurde. Die letzte sehr grosse Deflation war in den USA in den 1930er Jahren. Durch Bankenzusammenbrüche ging die Geldmenge stark zurück.


Sinkende Preise können jedoch auch andere Ursachen haben. Eine dieser Ursachen kann ein Rückgang der Gesamtnachfrage sein. Die Gesamtnachfrage verschiebt sich zum Beispiel durch geringere Staatsausgaben, ein Zusammenbruch des Aktienmarktes, das Sparen von Verbrauchern, und eine straffere Geldpolitik (höhere Zinssätze zum Beispiel). Ebenso kann eine höhere Produktivität dazu führen, dass Preise sinken, wenn die Wirtschaftsleistung schneller wächst, als das Angebot an zirkulierendem Geld und Kredit. Dies ist oft in Branchen der Fall, die von neuen Technologien profitieren, denn die neuen Technologien können genutzt werden, um effizienter zu arbeiten. Dadurch können Produktionskosten und andere Kosten gesenkt und das Produkt günstiger angeboten werden. Dieser Vorgang unterscheidet sich von der allgemeinen Preisdeflation, da nicht alle Preise von dem Rückgang betroffen sind.

Nach der grossen Depression in den USA hielten die meisten Wirtschaftswissenschaftler Deflation für ein negatives Phänomen. In der Folgezeit passten die meisten Zentralbanken ihre Geldpolitik an, um eine stetige Erhöhung der Geldmenge zu fördern, auch wenn dies zu einer chronischen Preisinflation führte und die Schuldner dazu ermutigte, zu viele Kredite aufzunehmen.


Der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes warnte vor einer Deflation, da er der Meinung war, dass sie in Rezessionen zu einem Abwärtszyklus des wirtschaftlichen Pessimismus beiträgt, wenn die Besitzer von Vermögenswerten ihre Preise fallen sehen und daher ihre Investitionsbereitschaft einschränken. Der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher entwickelte eine ganze Theorie für wirtschaftliche Depressionen, die auf der Schuldendeflation beruhte. Fisher vertrat die Ansicht, dass die Tilgung von Schulden nach einem negativen wirtschaftlichen Schock zu einer stärkeren Verringerung des Kreditangebots in der Wirtschaft führen kann, was wiederum eine Deflation zur Folge hat, die den Druck auf die Schuldner noch weiter erhöht, was wiederum zu weiteren Tilgungen und einer Depressionsspirale führt.


In jüngster Zeit haben Ökonomen die alten Interpretationen über Deflation zunehmend in Frage gestellt, insbesondere nach der Studie der Wirtschaftswissenschaftler Andrew Atkeson und Patrick Kehoe aus dem Jahr 2004. Nach der Untersuchung von 17 Ländern über einen Zeitraum von 180 Jahren stellten Atkeson und Kehoe fest, dass es in 65 von 73 Deflationsepisoden keinen wirtschaftlichen Abschwung gab, während in 21 von 29 Depressionen keine Deflation auftrat. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Meinungen über den Nutzen von Deflation und Preisdeflation.

Wie bereits erwähnt können Zentralbanken das Geldmengenangebot beeinflussen. So kann die Zentralbank eine Deflationsrate anstreben. Dies kann zum Beispiel gewünscht sein, wenn eine Inflation eingeschränkt werden soll. Dafür verwendet die Zentralbank Instrumente der Geldpolitik. In der Schweiz hat die SNB die Aufgabe, den Geldmarkt in der Schweiz liquide zu halten. Dabei sind die erlaubten Hilfsmittel unter Art. 9 NBG festgehalten. Die Instrumente der Geldpolitik sind in der Regel Offenmarktoperationen und stehende Fazilitäten.


Offenmarktoperationen

Die SNB kann Repo-Geschäfte im Rahmen von Auktionen durchführen. Dabei verwendet die SNB Mengen- oder Zinstender. Bei einem Mengentender können Geschäftspartner (z. B. Banken) die SNB nach Liquidität anfragen. Dabei setzt die SNB einen Preis fest für die Liquidität. Dieser Preis wird als Repo-Satz bezeichnet. Bei einem Zinstender fragen die Geschäftspartner nach Liquidität zu einem bestimmten Preis (Zinssatz), den sie bereit sind für die Liquidität zu zahlen. Die Laufzeit dieser Repo-Geschäfte können Overnight (also von einem Tag auf den nächsten) aber auch mehrere Monate betragen. Es gibt auch einen elektronischen Marktplatz für Repo-Geschäfte. Dort kann die SNB jederzeit Offerten veröffentlichen.


Stehende Fazilitäten

Hier wird den Geschäftspartnern über die Innertagesfazilität während des Tages über Repo-Geschäfte zinslos Liquidität angeboten. Das Geld muss innerhalb des gleichen Bankwerktages wieder zurückbezahlt werden.

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