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Beim Gini-Koeffizient handelt es sich um eine Masszahl, die die Einkommensungleichheit in einer Bevölkerung angibt. Der Gini-Koeffizient kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei die Ungleichheit des Einkommens in der Bevölkerung mit dem Wert steigt. 0 steht für die perfekte Gleichheit, was bedeuten würde, dass alle Einwohner das gleiche Einkommen hätten. 1 steht für die perfekte Ungleichheit. In diesem Fall würde das bedeuten, dass ein einziger Einwohner das komplette Einkommen verdient und alle anderen Einwohner nichts verdienen. Entwickelt wurde der Koeffizient im Jahr 1912 von dem italienischen Statistiker Corrado Gini. Der Gini-Koeffizient kann nicht nur für die Verteilung des Einkommens einer Bevölkerung verwendet werden, sondern auch für die Vermögensverteilung. Die Gini-Koeffizienten für das Vermögen sind meist um einiges höher als die für das Einkommen.


Der Gini-Koeffizient misst nur die Einkommensverteilung, aber nicht die Einkommenshöhe in einem Land. Daher kann ein Land mit einem sehr niedrigen Einkommen den gleichen Gini-Koeffizienten aufweisen, wie ein Land mit einem sehr hohen Einkommen.

Die Lorenz-Kurve stellt die Einkommensverteilung und dadurch den Gini-Koeffizienten, grafisch dar. Dabei wird auf der horizontalen Achse das Bevölkerungsperzentil nach Einkommen angegeben: Man fängt mit dem tiefsten Einkommen an. Auf der vertikalen Achse ist das kumulierte Einkommen angegeben.


Die Abbildung unten zeigt eine Lorenz-Kurve. Je weiter die Lorenz-Kurve von der Linie der totalen Gleichheit entfernt liegt, desto höher ist auch die Ungleichheit. Der orangene Punkt auf der Lorenz-Kurve wird zum Beispiel folgendermassen gelesen: Den ärmsten 20% der Bevölkerung gehören 5% des gesamten Einkommens. Hätten wir keine Ungleichheit so würden den ersten 20% der Bevölkerung auch 20% des gesamten Einkommens gehören. In der Abbildung gehören den unteren 40% der Bevölkerung 10% des gesamten Einkommens usw.


Die totale Ungleichverteilung wird durch die Fläche - das Dreieck - unter der Diagonalen von unten links nach oben rechts abgebildet. Diese diagonale Linie zeigt die Linie der totalen Gleichheit und teilt das Diagramm in zwei (0.5). Der Gini-Koeffizient berechnet sich, indem von der Fläche unter der Linie der totalen Gleichheit (0.5) die Fläche unter der Lorenz-Kurve abgezogen wird. So erhält man die Fläche zwischen der Linie der totalen Gleichheit und der Lorenzkurve, welche die Ungleichheit darstellt (blau eingefärbte Fläche). Diese Fläche zwischen den beiden Linien nennt man auch Konzentrationsfläche: Sie zeigt die Einkommenskonzentration einer Bevölkerung.


Abbildung einer Lorenz-Kurve

Der Gini-Koeffizient kann nur dann berechnet werden, wenn die Daten des Bruttoinlandprodukts und die des Einkommens korrekt sind. Schattenwirtschaften und informelle wirtschaftliche Aktivitäten gibt es in jedem Land. In Entwicklungsländern und am unteren Ende der Einkommensverteilung innerhalb der Länder macht die informelle Wirtschaftstätigkeit tendenziell einen grösseren Teil der tatsächlichen Wirtschaftsproduktion aus. In beiden Fällen bedeutet dies, dass der Gini-Koeffizient der gemessenen Einkommen die tatsächliche Einkommensungleichheit überzeichnet. Genaue Vermögensdaten sind aufgrund der Beliebtheit von Steueroasen noch schwieriger zu bekommen.


Zudem können sehr unterschiedliche Einkommensverteilungen zum gleichen Gini-Koeffizienten führen. Der Gini-Koeffizient gibt lediglich die zweidimensionale Fläche an, sagt aber nichts über die Form dieser Fläche aus. Die Lorenz-Kurve liefert hier mehr Informationen. Aber auch die Lorenz-Kurve hat ihre Grenzen betreffend die Aussagekraft. Sie zeigt zum Beispiel nicht die demographischen Unterschiede wie Alter und Geschlecht. So kann zum Beispiel eine hohe Anzahl an Rentnern zu einem höheren Gini-Koeffizienten führen.

Der Gini-Koeffizient in der Schweiz betrug 0,43 für das Jahr 2021 gemessen an den Einkommen vor Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Über die letzten Jahrzehnte befand er sich in einem ähnlichen Rahmen. Beim verfügbaren Einkommen liegt der Gini-Koeffizient bei 0,29. Die Ungleichheit wird also vermindert durch das Steuer- und Sozialversicherungssystem. Vergleicht man die Zahlen zu Europa, so liegt die Schweiz im Mittelfeld. In skandinavischen Ländern sind die Löhne gleichmässiger verteilt, während aber in Italien, Spanien oder Portugal die Ungleichheit grösser ist.


Beim Vermögen ist die Ungleichheit grösser. Im Jahr 2015 betrug der Vermögens-Gini-Koeffizient 0,86. Der Wert kommt auch dadurch zustande, dass etwa ein Viertel der Haushalte über kein Vermögen verfügen. Etwa ein Drittel besitzt ein Vermögen von weniger als CHF 50'000. Den reichsten 1% gehört rund 40% des Gesamtvermögens. Die Vermögenskonzentration nimmt aber ab, wenn die Altersvorsorge berücksichtigt wird.

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