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Benjamin Graham war ein einflussreicher Investor, dessen Wertpapierforschung den Grundstein für die Bewertung von Unternehmen anhand der gründlichen Analyse der Fundamentaldaten legte, die heute von vielen Marktteilnehmenden bei der Aktienanalyse verwendet wird. Seine berühmten Bücher "The Intelligent Investor" und "Security Analysis" gelten als die Grundlagenwerke des Value Investing.
Benjamin Graham wurde 1894 geboren. Nach nur einem Jahr zog seine Familie nach New York. Nachdem Grahams Vater verstarb, legte die Mutter das restliche Vermögen in Aktien an, weswegen die Familie während der Bankenpanik von 1907 ihre Ersparnisse verlor. Die Familie lebte also in ärmlichen Verhältnissen. Graham erhielt jedoch ein Stipendium an der Columbia University und studierte Philosophie, Englisch, Griechisch und Mathematik. Nach seinem Abschluss nahm Graham ein Jobangebot an der Wall Street bei Newburger, Henderson und Loeb an. Zusätzlich bearbeitete er Aufträge als Gutachter in Bewertungsfragen. Im Alter von 25 Jahren verdiente er bereits rund 500.000 Dollar pro Jahr. Der Börsencrash von 1929 kostete Graham fast alle seine Investitionen und lehrte ihn einige wertvolle Lektionen über die Welt des Investierens.
1988 wurde an der Columbia Universität ein Lehrstuhl zu Ehren von Benjamin Graham errichtet. Ein bemerkenswerter Schüler von Benjamin Graham ist
Warren Buffett , der einer seiner Studenten an der Columbia University war. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Columbia Business School unterrichtete Graham auch an der UCLA Graduate School of Business und am New York Institute of Finance. 1976 verstarb Benjamin Graham im Alter von 82 Jahren.
Seine Beobachtungen nach dem Crash inspirierten ihn, zusammen mit David Dodd ein Forschungsbuch mit dem Titel "Security Analysis" zu schreiben. Irving Kahn, einer der grössten amerikanischen Investoren, trug ebenfalls zu den Forschungsinhalten des Buches bei.
"Security Analysis" wurde erstmals 1934, zu Beginn der grossen Depression, veröffentlicht, während Graham als Dozent an der Columbia Business School tätig war. In dem Buch wurden die Grundlagen des Value Investing dargelegt. Die Erstausgabe erschien 1934 und wurde insgesamt 6 Mal überarbeitet und 1940, 1951, 1962, 1988, 2008 sowie 2020 veröffentlicht.
1949 schrieb Graham das Buch "The Intelligent Investor: The Definitive Book on Value Investing". Weitere Auflagen wurden 1954, 1959 und 1973 veröffentlicht. In dem Buch ist Mr. Market der Geschäftspartner eines Anlegers, der täglich versucht, entweder seine Aktien an den Anleger zu verkaufen oder die Aktien vom Anleger zu kaufen. Mr. Market soll sozusagen den Markt darstellen, der volatil ist, und ständigen (Stimmungs-)Schwankungen ausgesetzt ist. Mr. Market ist täglich für die Marktpreise verantwortlich. Er ist oft irrational und steht an verschiedenen Tagen mit unterschiedlichen Preisen vor der Tür des Anlegers, je nachdem wie optimistisch oder pessimistisch seine Stimmung ist. Natürlich ist der Anleger nicht verpflichtet, ein Kauf- oder Verkaufsangebot anzunehmen.
Graham weist mit Mr. Market darauf hin, dass der Anleger sich nicht auf die tägliche Marktstimmung verlassen sollte, die von den Emotionen der Anleger gesteuert wird, sondern eine eigene Analyse des Wertes einer Aktie durchführen sollte. Die Analyse sollte dabei auf der Grundlage der Berichte des Unternehmens über seine Geschäftstätigkeit und Finanzlage beruhen. Diese Analyse sollte das Urteilsvermögen des Anlegers stärken, wenn ihm von Mr. Market ein Angebot gemacht wird. Nach Graham ist der intelligente Anleger derjenige, der an Optimisten verkauft und von Pessimisten kauft. Der Anleger sollte nach Gelegenheiten Ausschau halten, niedrig zu kaufen und hoch zu verkaufen, die sich aufgrund von Preis-Wert-Diskrepanzen ergeben, die durch wirtschaftliche Depressionen, Marktzusammenbrüche, einmalige Ereignisse, vorübergehende negative Publicity und menschliche Fehler entstehen. Wenn sich keine solche Gelegenheit ergibt, sollte der Anleger das Marktrauschen ignorieren.
Im Folgenden werden Grahams wichtigste Anlageprinzipien zusammengefasst. Im allgemeinen rät Graham dem Investor, nicht der Herde oder der Masse zu folgen, ein Portfolio von 50 % Aktien und 50 % Anleihen oder Bargeld zu halten, sich vor Day-Trading zu hüten, Marktschwankungen auszunutzen, Aktien nicht einfach nur zu kaufen, weil sie beliebt sind, zu verstehen, dass die Volatilität des Marktes gegeben ist und zum Vorteil des Anlegers genutzt werden kann, und auf kreative Bilanzierungstechniken zu achten, die Unternehmen anwenden, um ihren Gewinn pro Aktie (EPS-Wert) besser aussehen zu lassen.
Nach Graham und Dodd ist Value Investing die Ableitung des inneren Wertes einer Aktie unabhängig von ihrem Marktpreis. Anhand von Unternehmensfaktoren, wie Vermögenswerten , Gewinnen und Dividendenausschüttungen, lässt sich der innere Wert einer Aktie ermitteln und mit ihrem Marktwert vergleichen. Liegt der innere Wert über dem aktuellen Kurs, sollte der Anleger kaufen und halten, bis sich der innere Wert und der Marktwert der Aktie wieder annähern (auch als Mean Reversion bezeichnet). Benjamin Graham glaubte an die Theorie der effizienten Märkte. Die Theorie besagt, dass alle verfügbaren Informationen bereits im Aktienpreis enthalten sind. Die Preiskonvergenz ist nur auf einem effizienten Markt zwangsläufig gegeben. Laut Graham bietet die Irrationalität der Anleger, Raum für menschliches Versagen und somit bei irrational tiefen Kursen eine Sicherheitsspanne. Andere Faktoren wie zum Beispiel die Ungewissheit über die Zukunft und die Schwankungen des Aktienmarktes tragen ebenso zu dieser Sicherheitsspanne bei.
Zudem können weitere Methoden und Kennzahlen zur Bewertung von Unternehmen verwendet werden, um zu bestimmen, ob eine Aktie möglicherweise über- oder unterbewertet ist. Dazu zählen zum Beispiel das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), das Kurs-Gewinn-Verhältnis , der freie Cashflows, der Verschuldungsgrad und das Lesen der Erfolgsberichte. Zudem kann es sich lohnen die Käufe und Verkäufe von Insidern zu analysieren. Gute Vermögensverwalter beherrschen mehrere Bewertungsmethoden und berücksichtigen verschiedenste Kennzahlen bei der Analyse von Investitionsmöglichkeiten.
Die ursprüngliche Benjamin-Graham-Formel zur Ermittlung des inneren Wertes einer Aktie lautete:
W = Gewinn pro Aktie (EPS) x (8.5 + 2g)
wobei,
W = innerer Wert einer Aktie
Gewinn pro Aktie (EPS) = nachlaufender 12-Monats-EPS des Unternehmens
8.5 = Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Null-Wachstums-Aktie
g = langfristige Wachstumsrate des Unternehmens
Im Jahr 1974 wurde die Formel überarbeitet, um sowohl einen risikofreien Zinssatz von 4,4 % einzubeziehen, als auch die aktuelle Rendite von AAA-Unternehmensanleihen, die durch den Buchstaben Y dargestellt wird:
W = (Gewinn pro Aktie (EPS) x (8.5 + 2g) x 4.4)/Y
wobei,
Y = Rendite von Unternehmensanleihen mit AAA-Rating
Die Graham-Zahl ist ein sehr einfacher Ansatz zur Bewertung einer Aktie und wurde nach Benjamin Graham benannt. Sie wird als allgemeiner Test verwendet, wenn es darum geht, Aktien zu ermitteln, die aktuell zu einem niedrigen Preis verkauft werden. Graham war der Überzeugung, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) nicht über das 15-fache betragen sollte (fairer Wert) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) nicht über dem 1.5-fachen liegen sollte. Somit kam er auf die Zahl 22.5 (= 15 x 1.5).
Bei solchen stark vereinfachten Bewertungsmodellen ist jedoch Vorsicht geboten, denn die KGV's und KBV's für einen fairen Wert je nach Branche stark variieren können und es noch eine Vielzahl weiterer Faktoren zu berücksichtigen gibt. Daher kann es Sinn machen sich von einem Profi beraten zu lassen, wie z. B. einer unabhängigen Vermögensverwaltung.
Estoppey Value Investments AG